Unsere Burg

Bevor Sie weiterlesen, schauen Sie sich unbedingt das folgende Video an!

Video-Quelle: Josef Dölla

Man stelle sich vor, die Neuburg wäre eine Ruine, verfallen, teilweise abgebrannt ...

Dass es nicht so kam, ist glücklichen Umständen zu verdanken, aber vor allem dem selbstlosen Engagement einzelner Personen und schließlich weitsichtigen politischen Entscheidungen.

In den Jahren 1802 und 1803 begann in Bayern ein dramatischer Prozess der Säkularisation kirchlicher Güter. Dabei ging auch der Besitz der Neuburg aus dem Hochstift Passau in staatliche Hand über. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Burg teilweise privatisiert und danach förmlich ausgeschlachtet, um alles zu versilbern, was nicht niet- und nagelfest war. Es gab kaum nennenswerte Unterhaltungsmaßnahmen. Verschiedene Formen der Nutzung (u.a. Brauerei, Künstlererholungsheim) haben dazu beigetragen, dass die Burg nicht vollständig dem Verfall preisgegeben wurde und die nächsten 150 Jahre - inklusive zweier Weltkriege - einigermaßen unbeschadet überstand. Trotzdem: In den 1970er Jahren schien ihr Schicksal besiegelt zu sein. Erst 1983 begann eine vom Bezirk Niederbayern und vom Landkreis Passau getragene Initiative nachhaltiger, langfristiger Sanierung des geschützten Baudenkmals mit dem Ziel der Wiederbelebung und Erhaltung. Dieser Entscheidung ist es zu verdanken, dass die Burg zu einem lebendigen Kosmos geworden ist, in dem gesellschaftliche, kulturelle, wissenschaftliche und politische Aktivitäten Raum finden.

Im Katalog der Landkreis Galerie, deren Räume sich in der Burg befinden, gibt es eine umfangreiche Literatursammlung über die Burg, deren Besitzer, ihre Bewohner und das Umfeld (https://landkreisgalerie.de/mediathek/literatur/). Die nachfolgend vom BUERGER FORUM eingebetteten Schriften sind nicht allgemein verfügbar und werden deshalb hier veröffentlicht (Bitte anklicken, lesen und ... herunterladen)

SCHÖNERE HEIMAT - Erbe und Auftrag (Die Vergangenheit eines geretteten Baudenkmals), ist ein Sonderheft des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e.V., München, aus dem Jahre 1991. Dieses Heft enthält 17 Aufsätze mit vielen Illustrationen von unterschiedlichen Autoren zu einem jeweils abgeschlossenen Thema. Die Auswahl ist überaus interessant. Es werden Perspektiven und Einsichten vermittelt, die andernorts nicht verfügbar sind; u.a. eine ausführliche Darstellung des Verfalls und der Rettung.

Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn, von Joseph Klämpfl, Pfarrer in Dommelstadel (sic), Landshut 1865. Dies ist der unschätzbar wertvolle Bericht eine Mannes, der an dem Ort, den er beschreibt, lebte und dort eine herausgehobene Stellung hatte. Die erste Hälfte des Buches enthält die wechselvolle Geschichte der adligen Besitzer der Burg. Sie war Sitz der reichsunmittelbaren Grafschaft Neuburg. In der zweiten Häfte finden sich detaillierte Beschreibungen von Personen, deren Häuser, dem dörflichen Leben und der Umgebung inklusive des Neuburger Waldes. Im Grunde wird das Gebiet der heutigen Gemeinde Neuburg a. Inn beschrieben. Vieles, vor allem die Häuser, kann man der heutigen Realität direkt zuordnen.

DIE NEUBURG AM INN, Geschichte und Gegenwart, von Lotte Birnbaum, Hrsg. Leitung des Künstler-Erholungsheims Schloß Neuburg am Inn, Passau 1979? Dieses fast poetische Büchlein über die Vergangenheit der Burg ist in der Zeit des Künstlererholungsheim entstanden. Die politische Geschichte und die Architektur in eindrucksvoller Landschaft am Inn werden aus sehr persönlcher Perspektive geschildert.

Im Folgenden sollen diese Schriften durch wörtliche Zitate selbst zu Wort kommen. Wegen des aktuellen Bezugs wird der Bericht von Pfarrer Klämpfl über die Verlegung der Schule nach Neuburg im Jahre 1806 und - "nach hartnäckigem Kampf" - über deren Rückverlegung nach Dommelstadl im Jahr 1860 direkt zitiert.

Und schließlich veröffentlichen wir aussagekräftiges Material zur Wissenschaftlichen Übung „Kulturgut in 3D“ am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau

  • Präsentation – Dokumentation – Kommunikation

  • Wintersemester 2017/18

DIE NEUBURG IM AUFWIND (1985)

von HANS BLEIBRUNNER

Unter diesem Titel war ein Aufsatz überschrieben, der im Heft 1/1985 dieser Zeitschrift über die stufenweise Instandsetzung der alten Burg über dem Inn unterrichtete.

Seither wurden die Arbeiten zügig fortgesetzt, und der Denkmalskomplex hat seit geraumer Zeit sein altes Bild als einzige fünftürmige Burg Altbayerns wiedererlangt. Vier Türme der Vorburg, der hohe Bergfried der Hauptburg - so zeigte sich der Wehrbau ein halbes Jahrtausend lang, von der Zeit der Erbauung um 1310 bis zum Brand von 1810.

Seit kurzem besitzt die Neuburg wieder ihre fünf Türme: Der Bergfried sowie der Nord- und Ostturm der Vorburg wurden seit 1983 vom Bezirk Niederbayern wiederhergestellt, der Landkreis Passau hat dem Süd- und Westturm der Vorburg seine frühere Gestalt wiedergegeben, als er 1988 den Bereich der Vorburg saniert hat. Die alten Stallgebäude wurden zum Küchenbereich umgestaltet, anstelle des alten Stadels erhebt sich nun ein großer Versammlungsraum. Im ehemaligen Brauerei- und Mälzerreitrakt der Vorburg entstehen derzeit unter der Trägerschaft der Universität Passau Übernachtungsräume.

Der Bezirk Niederbayern setzt indessen seine Arbeiten unter- und oberirdisch fort; die großen Kellergewölbe unter der Hauptburg, die zum größten Teil noch aus dem Hochmittelalter stammen, wurden entkernt und damit wiederhergestellt, die Burgkapelle und der dem Inn zugewandte Flügel der Hauptburg erhielten neue Dachstühle, die Entkernung dieser Hauptflügel der Burg brachte zwei mittelalterliche Säle zutage, einen großen und einen kleinen. Diese zwei Säle erhielten ursprünglich ihr Licht durch sehr große Fenster. Im 17. Jahrhundert hat man die Fensteröffnungen durch Verstärkung der Leibungen stark verkleinert.

Als man vor zwei Jahren dieses nachträglich angebrachte, bröselig gewordene Mauerwerk entfernte, gab es eine große Überraschung: In einer der alten Fensterleibungen trat die Tür in einen mittelalterlichen Abtritt zutage! Dieser Abtritt -das „heimliche Gemach“- befindet sich direkt in der Mauer, die so stark ist, daß er darin bequem Platz hat. Die hölzerne Brille ist noch unversehrt und in der Nische mit gotischem Eselsrücken fand sich noch Heu, das mittelalterliche Klopapier! Wie lustig zeigt sich in dieser engen räumlichen Zuordnung der Stätten von Nahrungsaufnahme und jener der Verabschiedung des Genossenen die naive, der menschlichen Natur ohne große Hemmnisse angepasste mittelalterliche Lebensführung!

Der Saal aber wird sich zum Bayerischen Heimattag 1991 erstmals wieder seit Jahrhunderten mit Menschen füllen: Sie werden auf barock nachempfundenen, lederbezogenen Stühlen Platz nehmen, die hohen Fenster werden den Blick freigeben ins weite Land jenseits des Inn!

(wörtlich zitiert: Seite 1)

(Mit freundlicher Genehmigung: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V., 80. Jahrgang 1991, Sonderheft 8 "SCHÖNERE HEIMAT, Erbe und Auftrag")

Schönere Heimat - Die Neuburg.pdf

DIE SCHULE IN DOMMELSTADL (1885)

von JOSEPH KLÄMPFL

Mit der Errichtung der Pfarrei Dommelstadel wurde daselbst auch eine Schule errichtet. Schon im Jahre 1789 wurde Anton April durch kreisamtliches Dekret als Schullehrer und Meßner angestellt, und wegen Mangels eines eigenen Schulhauses ein Schullokal und eine Lehrerswohnung in Dommelstadel gemiethet. Dieses Verhältniß der Schule blieb bis zum Jahre 1806, als das kgl. Aerar dem deutschen Schulfonde das ehemalige Amthaus von Neuburg um den Schätzungswerth als Schul- und Meßnerhaus überließ. Dieser Schulfond adaptirte nun dasselbe und übergab es der Pfarrgemeinde zum obenerwähnten Zwecke, bestritt auch bis zum Jahre 1819 alle Baufallwendungen, die von da an nun der Schulgemeinde und Pfarrkirchenstiftung gemeinschaftlich aufgebürdet wurden.

Da wegen der weiten Entfernung des Schul- und Meßnerhauses von der Pfarrkirche weder der Schullehrer als Meßner seiner Pflicht Genüge leisten, noch auch die Schuljugend an Werktagen einer Schulmesse beiwohnen konnten, so wurde mehrmals der Antrag und Versuch zur Verlegung der Schule nach Dommelstadel gemacht; aber es fehlte an einem geeigneten Hause und zur Erbauung eines neuen der armen Gemeinde auch die Mittel.

Endlich aber wurde nach dem Tode des k. Revierförsters Seb. Ranchner am 28. Dez. 1858 dessen Haus sammt Garten um den Preis von 2083 fl. ersteigert, und durch freiwillige Beiträge vom größten Theile der Pfarrgemeinde und einem Beitrage der k. Regierung vom Kreisschulfonde von 200 fl. nach einem hartnäckigen Kampfe mit den Neuburgern, welche die Schule ungerne herließen, im J. 1860 adaptirt und die Schule in diesem neu hergerichteten Schulhause am 25. Juli dieses Jahres feierlich eröffnet.

(wörtlich zitiert: Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn, Landshut 1865, Seiten 110 und 111)


Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn.pdf

DIE NEUBURG AM INN, Geschichte und Gegenwart (1979)

von Lotte Birnbaum,

Hrsg. Leitung des Künstler-Erholungsheims Schloß Neuburg am Inn, Passau (1979?)

Zwischen Passau und Schärding, wo der Inn sich einst
 durch die Urgesteinsmassen einen tief eingeschnittenen Durchfluß
 hat erzwingen müssen, ragt auf Granitfelsen hoch über dem silber-grünen Strom die Neuburg. Am andern Ufer ist österreichisches
Gebiet; Dörfer und Gehöfte liegen zwischen Wiesen, Feldern
 und steil abfallenden Waldstücken. Eine Fähre führt hinüber.
 Der Inn wälzt seine Gletscherwasser in schnellen Wirbeln nach
Passau zu. Sandinseln hemmen den Lauf; im schmaleren Bett 
mit Strudeln über Felsen schäumend, zwängt er sich weiter.
 Am Horizont, fern über Strom und Uferhöhen, stehen langgestreckt
 die Höhen des Waldes von Niederbayern.

...

Bei Föhn oder an klaren Herbsttagen schweben hier 
an der Grenze des Sichtbaren die Zacken des Hochgebirges, von 
den Gletschern des Dachstein bis zum Watzmann Massiv.

Diese Landschaft: das strömend-lebendige Wasser in der
 umfassenden Weite zwischen den Bergen des Ursprungs und der
Mündung in die Donau, das kräftige, auf Urgestein gegründete,
 Grün des Lebens gibt der Neuburg ihre geistige Atmosphäre.
 Auch die Nächte behalten hier eine gewisse Klarheit und Form.
 Das Grün ist verhüllt, ein paar Lichter blinken aus dem Dunkel
 der Wälder. Die Silhouette des alten Bergfried ragt mächtig in
 den Himmel. Im Schloßgarten plätschert der Brunnen, ein Wehen
 zieht durch die großen Linden. Mildes Licht hebt die Konturen
 der Gebäude und Treppen, der Mauern und verwitterten Steinfiguren im Garten leise hervor. Der Sternenhimmel wölbt sich 
weit über allem; das Strömen des Inn tönt als beständiger Kontrapunkt herauf. Der Mond wirft auf das Wasser eine spiegelnde 
Bahn, in der die Wirbel des Stromes wie leichte silberne Kringel
 tanzen. Nebelschleier ziehen ruhig zwischen Erde und Himmel.

(wörtlich zitiert, Seite 3)


Neuburg - Lotte Birnbaum .pdf

TABELLARISCH GEFASSTE GESCHICHTE DER NEUBURG AM INN

(Time Line: Die Grafschaft und Bauentwicklung; Literatur)

Die Grafschaft

um 1050

Die Grafen von Vornbach (auch Formbach) errichten 2km flussaufwärts ihres ursprünglichen Sitzes am Inn ein neues Herrschaftszentrum. An letzterem soll Gräfin Himiltrud 1030 ein adeliges Eigenkloster errichtet haben, das Graf Ekbert I. (†1109) dem Heiligen Stuhl übergab. Graf Ekbert II. (†1144) bestiftete es als Gegenleistung für ständige Gottesdienste auf Neuburg.

um 1120/38

Erstmals Bezeichnung „Niewenburch“ belegt.

1158

Aussterben der Grafen von Vornbach-Neuburg aus. Die Herrschaft Neuburg fällt an die Andechs-Meranier.

1248

Die Wittelsbacher beerben die Andechs-Meranier

1257

König Ottokar von Böhmen nimmt die Neuburg ein.

1283

König Albrecht I. von Habsburg kommt nach langen Kämpfen in Besitz der Burg.

1309

Belagerung durch die niederbayerischen Herzöge Otto III. und Stephan I.

1310

Friedensschluss: Neuburg fällt endgültig an die Habsburger und bleibt bis 1803 eine österreichische Enklave in Bayern.

1463

Verpfändung an Hans von Rohrbach, der zum Reichsgrafen mit Titel „von Neuburg“ ernannt wird. Nach seinem Tod übernimmt Sigmund von Niederthor die Herrschaft.

1497

König Maximilian I. verkauft die Grafschaft Neuburg an Herzog Georg den Reichen von Niederbayern.

1504/05

Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Rückkehr an Habsburg.

1514

Verpfändung an Johann Graf von Canissa. Ihm folgt Helfrich von Mekkau.

1524

Graf Niklas III. von Salm erwirbt Burg und Herrschaft

1528

Erzherzog Ferdinand von Österreich belehnt Graf Niklas von Salm mit Neuburg. Seither führt er neben seinen eigenen Salmen auch das Wappen der alten Grafen von Vornbach-Neuburg (ein Greif mit Hasen in den Klauen). Er ist Oberstkämmerer Ferdinands I. und Bruder des Passauer Fürstbischofs Wolfgang von Salm (1541–1555).

1561

Julius I. Graf von Salm (1531–1595) übernimmt die Grafschaft Neuburg vom verstorbenen Vater. Er unterstützt die evangelische Bewegung in der eigenen zu Oberösterreich gehörenden Grafschaft und pflegt enge Kontakte in die benachbarte Reichsgrafschaft Ortenburg, in der Graf Joachim das evangelische Bekenntnis eingeführt. Später finden lutherisch gesonnenen Ortenburger bei ihm Unterstützung gegen calvinistisch-reformatorische Bestrebungen ihres Landesherrn. In Neuburg lehrt als Prädikant David Pflacher, der Bruder des von Joachim aus Ortenburg entlassenen Pfarrers Moses Pflacher.

1620

Nach der Schlacht am Weißen Berg wird in Neuburg wie in ganz Österreich der evangelische Glaube konsequent bekämpft.

1654

Georg Ludwig Graf von Sinzendorf (1616–1681) kauft die Grafschaft Neuburg. Er hat als Reichs-Erbschatzmeister eine herausgehobene Stelle am kaiserlichen Hof.

1676

Die Neuburg dient als Empfangsschloss und Brautquartier für die Hochzeit Kaiser Leopolds I. (1640–1705) mit Eleonora von Pfalz-Neuburg (1655–1720) in Passau.

1680

Graf Sinzendorf wird von seinen kaiserlichen Ämtern entbunden, wegen Korruption verurteilt und stirbt ein Jahr später. Die Neuburg kommt unter kaiserliche Verwaltung.

1698

Der kaiserliche Kämmerer Graf Johann Jakob von Hamilton übernimmt die Grafschaft.

1703

Besetzung, Bombardierung und Plünderung im Spanischen Erbfolgekrieg.

1719

Graf Karl Joseph von Lamberg-Sprintzenstein kauft die Grafschaft Neuburg am Inn

1730

Verkauf Karl Joseph von Lamberg die Grafschaft an seinen Vetter Fürstbischof Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg (1723–1761). Ab dieser Zeit benutzen die Passauer Fürstbischöfe das weiter unter österreichischer Landeshoheit stehende Neuburg als Jagdschloss.

1803ff

Nach der Säkularisation kommt die Neuburg an Bayern und wird an mehrere bürgerliche Besitzer versteigert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kommt das gesamte Burgareal in Besitz einer Brauerei.

1908

Die Burg wird öffentlich zum Abbruch ausgeschrieben. Gegen dieses Vorhaben wendet sich der noch junge Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde und erwirbt die Burg von den letzten Besitzern. In der Anlage entsteht ein Erholungsheims für unterstützungswürdige Künstler und Künstlerinnen. Kauf und Renovierung wird durch Versteigerung von gestifteten Kunstwerken mitfinanziert.

1922

Der Münchner Künstlerunterstützungsverein erhält die Anlage als Erholungsheim geschenkt. Zahlreiche, auch hochrangige Künstler wie Alfred Kubin, bewohnen in dieser Zeit das Schloss.

Ab 1973

Die „Europäische Akademie Neuburg“ ist hier untergebracht. Die Gebäude zerfallen.

Ab 1983

Sukzessive Renovierungen durch den Bezirk Niederbayern

1986–1989

Einrichtung eines „Landkreissaales“ in der Vorburg durch den Landkreis Passau.

1989

Das „Begegnungszentrum der Wissenschaft auf Schloss Neuburg am Inn“ baut eine Unterkunft mit Gästezimmern und Tagungsräumen in der alten Mälzerei ein

1996

Einrichtung eines in Schlosshotels mit Restaurant und Biergarten in der alten Hoftaverne.

1998

Der Landkreis Passau übernimmt die Anlage, die er seither fortlaufend renoviert.

2003

Eröffnung einer „Landkreisgalerie“ im Ostflügel der Hauptburg.


Bauentwicklung

Um 1050

Als Höhenburg auf Felsenkamm über dem Inn errichtet.

1309

Bei Belagerung abgebrannt. Wiederaufbau unter Herzog Friedrich dem Schönen von Österreich (1289–1330): um 1320 Neukonzeption der Vorburg.

1387/93

Im Passauer Bischofsstreit Zerstörung der Neuburg.

1463 –67

Ausbau unter Hans von Rohrbach, mehrere Säle mit Netzrippengewölbe, Bau der Burgkapelle, Ausbau der Vorburgtürme mit Schlüsselscharten und Klappläden.

Nach 1467

Unter Sigmund von Niederthor Bau einer Rundbastei neben dem Bergfried mit Zugbrücke, Fallgitter und Schießscharten.

1529 –53

Ausbau zum Schloss unter Nikaus III. von Salm, der gleichzeitig auch Schloss Orth an der Donau in analoger Weise umgestaltete. Als Baumeister bestellt er den humanistisch gebildeten Maler Wolf Huber. Neubau eines repräsentativen zum Inn weisenden Südflügels. Ausgestaltung der beiden zum Inn gelegenen Trakte: im Erdgeschoss mit Marmor, Stuck, Malerei und Terrakotta, im Obergeschoß mit Holzvertäfelungen. Der antikische Architekturdekor folgt lombardischen Vorbildern. Die Entwürfe werden dem Monogrammisten IP zugeschrieben nach Stichvorlagen der Gebrüder Beham und Georg Penczs.

1532

Besuch des Pfalzgrafen Ottheinrich von Pfalz-Neuburg bei Niklaus von Salm in Neuburg am Inn. Er holt sich dort Anregungen für den Bau seiner Residenz in Neuburg an der Donau. Auch ein Austausch Salms mit den Bauausführenden der Landshuter Stadtresidenz für Herzog Ludwig X. ist nachweisbar.

1654–81

Unter Georg Ludwig Graf Sinzendorf Gestaltung der Gartenanlagen um das Schloss (einschließlich Wernstein auf der anderen Innseite) nach Plänen von Clemens Beutler im Sinne eines gegenreformatorischen Kultortes zur Passion: u.a. Errichtung eines Kreuzwegs, einer Einsiedlerhütte und einer Mariensäule. Vom Kreuzweg ist die seit 1854 vor dem Paradiesgarten stehende, doppelseitig ausgearbeitete Ecce-Homo-Statue von Johann Peter Spatz erhalten. Die zum gleichen Kontext gehörende doppelseitige Veronikafigur heute in Gerau (Gem. Tettenweis). Nicht erhalten sind die Passionsreliefs von Georg Urtlmayr, Passau. Weiterhin entstehen im Umgriff der Burg ein Lust- und Baumgarten mit Wasserkünsten, Figuren und Grotten. Die vorgelagerte Ruine des Frauenhauses wird als Aussichtspunkt mit eigenem Sommerhaus in die Anlage einbezogen.

1667

Aufstellung eines Marmorbrunnen des Salzburger Bildhauers Johann Franz Pernegger im Innenhof. Die ursprüngliche Brunnenfigur, ein Standbild des Grafen von Sinzendorf, ersetzt dessen Nachfolger Graf Hamilton durch eine Immaculata des Passauer Bildhauers Johann Ignaz Reiser. Seit 1851 steht der Brunnen auf dem Marktplatz in Hauzenberg).

1676

Carlo Antonio Carlone gestaltet Fassade und Empore der Burgkapelle neu.

1677

Portal mit den Namensheiligen Sinzendorfs: Georg und Ludwig neben Kreuz mit Dornenkrone (Bildhauer: Johann Seitz, Steinmetz: Josef Höllauer, beide aus Passau).

1681

Datierung des Lustgartens mit Grottenarchitektur vor der Vorburg (Giovanni Battista Carlone und Giorgio Spazzo zugeschrieben).

1705

Ausmalung des „Grünen Salettl“ im Westflügel mit Architekturmalerei und Gartenszenen durch den Passauer Maler Johann Gordian Säntz. In der Kirche wird ein Dorn aus der Dornenkrone Christi (Hl. Ludwig!) als Reliquie verehrt.

1707

Ummauerung des „Paradiesgartens“ vor der Vorburg.

1707, 1727 und 1738

Erneuerung der Brücken, Zugbrücken ersetzt. In der gleichen Zeit Ausstattung der Repräsentationsräume mit Stuckaturen und Stofftapeten.

1708

Erhöhung des südlichen Quertraktes durch 2. Obergeschoß mit Treppenanlage und nach Süden ausgerichteter mit vierzehn Statuen bekrönter Altane durch die Baumeister Domencio Magzin und Anton Daponti, Stuckausstattung u.a. eines großen Saals durch Pietro Camuzzi.

1710–1715

Umgestaltung der gesamten Gartenanlagen durch die Wasserkünstler Frater Romulus aus Lothringen und Johann Teufel aus Straubing unter Einbeziehung vorhandener Gartenfiguren, Brunnen und der Gartensäle. In dieser Zeit war auch ein ausgedehnter Tiergarten vorhanden.

1714

Balkonartigem Umbau mit Balustraden am „Frauenhaus“. Auf dem Geländer stehen sog. Callot-Figuren.

1777

Sonnenuhrfresko im Innenhof von Johann Georg Ainstandt, Passau.

1806

Entfernung der Marmorplatten und Terrakotten aus den Wänden der Prunkräume.

1810

Ein Brand vernichtet den Südtrakt und Teile des Westtraktes. In der Hoffnung die Kapelle revitalisieren zu können wird hier ein Altar aus der säkularisierten Kirche St. Ursula in Vilshofen aus dem Jahr 1686 aufgestellt.

1881

Verkauf von Teilen der Terrakotta-Ausstattung aus den Marmorzimmern. Sie werden teilweise im hessischen Schloss Büdesheim verbaut.

1909

Beginn der Wiederaufbauarbeiten an der ruinösen Burg im Sinne des Heimatschutzes nach Plänen von Karl Kieffer: Sanierung der bestehenden Mauern, Errichtung von Treppenhäusern an den Trakten zu Seiten der Burgkapelle, einheitliches Dach über den Gebäuden der Hauptburg, Gestaltung des Giebels an der Südseite, der durch den Verlust des ehemaligen Südtraktes entstanden war, Herstellung und Aufstockung der „Binderei“ zu Wohnzwecken, Wiederherstellung der Balkenanlage der Bastei, Ausbau der bisherigen Brauerei zu Wohnzwecken.

1910/11

Umbau der Hoftaverne.

1911

Der Vorsitzende des Passauer Kunstvereins und maßgebliche Initiator der Wiederbelebung von Neuburg Dr. Max Heberle stiftet einen neuen Brunnen im inneren Burghof.

1911/12

Restaurierung der drei erhaltenen Renaissancesäle im Westflügel durch die Münchner Rudolf Gedon, Adolf Frey und Franz Ruedorffer. Hierbei können Teile der Terrakottaausstattung verwendet werden, die in Büdesheim unbenutzt geblieben waren und nun wieder nach Neuburg gebracht werden. Weitere verstreute Einzelteile werden aus Privatbesitz zurück erworben. Im Rotmarmorsaal werden die Wandverkleidungen und teilweise auch die Gewölberippen von Franz Ruedorffer nach Plänen von Julius Maria Groeschel nach dem Vorbild bekannter Originalteile in Gips frei rekonstruiert. Die Felder der Wandverkleidung wurden mit Marmorplatten gefüllt. Die Einfassung des Außenzugangs wird 1912 rekonstruiert.

1998

Restaurierung der drei Renaissancesäle im Westflügel durch Angelika Porst und Robert Zenger, Göbenzell.

Literatur

Klämpfl, Joseph: Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. 11, Landshut 1865 . Digitalisat: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10375524-0

Mader, Felix (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. Bd 4: Bezirksamt Passau. München 1920 (Die Kunstdenkmäler von Bayern)

Digitalisat: http://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=635

Groeschel, Julius: Veste Neuburg am Inn. Denkschrift (= Bayerischer Heimatschutz, Bd. 20), München 1924.

Veit, Ludwig: Passau. Das Hochstift (= Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, 1), München 1978, hier bes. S. 75 ff. : Die Grafschaften Neuburg und Schärding.

Digitalisat: http://geschichte.digitale-sammlungen.de/hab/band/bsb00007670

Bleibrunner, Hans: Schloss Neuburg am Inn – die Vergangenheit eines geretteten Baudenkmals (= Schönere Heimat 8), München 1991.

Hartleb, Wilfried: Neuburg am Inn. Burg, Gartenschloss, Ruine, Künstlerschloss. Die Geschichte einer Verwandlung, Passau 2012.

Hartleb, Wilfried: Schloss Neuburg. Gartenschloss am Inn, Passau 2014.

Riegel, Nicole: Ein newe fatzon. Schloss Neuburg am Inn um 1530, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Bd. 66, Berlin 2014, S. 102-205.

Hartleb, Wilfried: Die Neuburg. Adelssitz und Künstlerschloss am Inn. Illustrierte Geschichte eines Baudenkmals, Passau 2016.

weitere Links, Zusatzinfos:

Knorring, Marc von: Passau, Hochstift: Territorium und Struktur; Historisches Lexikon Bayerns

Rothe, Detlef: Kurzbericht über archäologische Untersuchungen im Schloss Neuburg am Inn im Jahr 1983 (=> ein runder Turm in Neuburg?!)

Homepage von Neuburg-Experte Dr. Wilfried Hartleb, Kreisheimatpfleger seit 1990, von 2001 bis 2016 Kulturreferent und Leiter des Kulturreferates im Landkreis Passau, mit zahlreichen Texten zu Neuburg und kulturhistorischen Themen in der Umgebung: https://wilfried-hartleb.de/

Quellenangabe:

Wissenschaftliche Übung „Kulturgut in 3D“

am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau

Präsentation – Dokumentation – Kommunikation

Wintersemester 2017/18